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Dies ist der 2. Teil meines Blogbeitrags „Auszeit nehmen für Zukunftsthemen: Strategie-Workshop mit mir selbst “. Hier findest Du Teil 1.

Die Vorbereitung ist abgeschlossen. Thematisch als auch kulinarisch ist alles fertig und mein Zimmer ist „tapeziert“. Es kann losgehen.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

In meinem Hotelzimmer breite ich mich also aus, bewaffnet mit Eddings, Haftnotizen und einigen Strategie- und Managementbüchern. Wie immer, dauert es ein bisschen, bis ich mit dem Kopf aus dem Alltag und in meine strategischen Gedanken eingetaucht bin. Das ist normal. Damit mir dabei nichts verloren geht, schreibe ich mir die To-dos, die noch in meinem Kopf rumgeistern, auf, und mache mir eine Büroliste. Diese kann ich dann bearbeiten, wenn ich wieder zurück bin. Heute stören sie mich nur in meiner Konzentration. 

Zunächst nehme ich mir die Unterlagen aus den vergangenen Jahren vor. Da ich diesen Workshop nicht zum ersten Mal mache, kann ich von meinen alten Strategieansätzen profitieren und muss nicht bei Null anfangen. Diese Unterlagen sind natürlich mein erster Anhaltspunkt um über die Zukunft nachzudenken. Blickt man in die Zukunft, sollte man auch seine Vergangenheit kennen. „Zukunft braucht Herkunft“ wußte schon der Philosoph Odo Marquard. Doch ein Blick zurück ist nicht immer ganz leicht. Ich habe nicht immer alle Wege so konsequent beschritten, wie ich es mir vorgenommen habe. Manche Ideen und Planungen haben sich als falsch herausgestellt. „Ich habe nicht genug Blogbeiträge veröffentlicht“, „meine Website nicht überarbeitet“, „meine Kundendatenbank nicht gepflegt“: alles Gedanken, die dann wieder aufkommen. Nimmt man sich negative Dinge und Fehlentscheidungen an dieser Stelle zu sehr zu Herzen, kann dies den Schwung für die neue Strategie schon mal lähmen. Aber als Unternehmerin habe ich gelernt, Dinge hinzunehmen, die nicht mehr zu ändern sind und nach Vorn zu schauen um es in Zukunft besser zu machen. Ich bin schließlich nicht hier um zu heulen, sondern um mein Unternehmen weiterzuentwickeln. Ein Jahr ist eine lange Zeit. Mein Unternehmen hat sich in eine andere Richtung entwickelt, als geplant. So what? So ist das Leben. 

 

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Meine Zahlen spielen jetzt ebenfalls eine wichtige Rolle. Doch die Umsatzzahlen allein zeigen nicht die komplette Unternehmensentwicklung auf. Das weiß jeder Unternehmer. “ Du musst Geld ausgeben, wenn Du welches verdienen willst”, lautet ein Sprichwort. Es ist von Titus Maccius Plautus, der 250 – 184 v. Chr gelebt hat (hab ich schnell für Euch nachgeschaut) Wie wahr – noch heute. Manche Investitionen sind notwendig, um eine gewisse Professionalität zu etablieren. So habe ich zum Beispiel in diesem Jahr neue Kleidung für meine Mitarbeiter angeschafft. Das wirkt professioneller und hilft dem Kunden und den Kindern auf dem Event, sofort zu erkennen, wer zum Raketenzeit Team gehört. Mir persönlich ist das wichtig. “Kinderbetreuung ist Vertrauenssache”, ist unser Credo und für mich gehören eine einheitliche Kleidung und Namensschilder dazu.

 

Blick in die Glaskugel

Habe ich ein einigermaßen klares Bild über die Vergangenheit und den aktuellen Ist-Zustand sind meine Flipchart-Wände schon mit einigen offenen Punkten und To Dos gefüllt. Es gibt immer was zu tun, klar. Doch nun geht es um die Ziele, die ich mir für die nächsten Jahre setzen möchte. Wie soll mein Unternehmerinnen-Alltag in Zukunft aussehen? Mit welchen Dingen möchte ich mich in Zukunft beschäftigen, wie will ich mein Geld verdienen? Es geht hier nicht nur darum, wie mein Unternehmen erfolgreicher wird, sondern auch, wie ich mich persönlich weiter entwickeln möchte. 

Manchmal können diese Gedanken zu einer Entscheidung gegen das Unternehmen führen. Bei mir ist das nicht der Fall. Raketenzeit ist für mich, nach meiner Familie, das Allerwichtigste. Und so soll es auch in Zukunft bleiben. Der Weg bis hierher war nicht immer einfach, doch ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen!

Also, den Blick nach vorn: Doch woher weiß ich, wo ich in fünf Jahren stehen möchte? Es gibt so viele Möglichkeiten wie das Leben aussehen kann. Hier bin ich froh, dass ich nur mit mir in diesem Hotelzimmer bin und mich ganz auf meine eigenen Wünsche und Gedanken konzentrieren kann. Jemand Anderes würde hier nur stören. Hierfür nehme ich mir sehr viel Zeit, denn dieser Teil ist der Wichtigste. Und es geht nicht so sehr darum, ob dieses Bild ein Bild ist, welches in fünf oder in zehn Jahren Realität wird. Das ist der Unterschied: zwischen einem Konzern – in dem ich zuletzt gearbeitet habe – und einem jungen Unternehmen. Dort mahlen die Mühlen sehr langsam und Strategien werden für mindestens 3 Jahre „in Stein gemeißelt“…

 

Spinnen erwünscht!

In dieser Phase ist übrigens Spinnen erlaubt, ja sogar notwendig. Denn die Zukunft kann rosarot oder himmelblau gemalt werden. Es ist eine ganz private Sicht und es darf gern ein bisschen verrückt werden. Denn wenn man sich nicht die kühnsten Träume ausmalen kann, dann kann man sie schon gar nicht Wirklichkeit werden lassen. „Wer klein denkt bleibt auch klein. Wer weit sieht, geht auch weit.“ (Man sieht, ich mag diese philosophischen Lebensweisheiten :-))

Das Himmelblau oder Rosarot, das ich vor einem Jahr „gezeichnet“ habe, verändert sich meist im Laufe von 12 Monaten. Es wird lila, grün oder türkis, eben immer ein bisschen anders als ursprünglich geplant. Ich habe wieder ein Jahr gearbeitet und viele neue Erfahrungen gemacht. Ich habe neue Menschen getroffen, und neue Ideen entwickelt. So ist es ja nicht verwunderlich, dass sich das Bild der Zukunft ständig wandelt. Was ich also damals in meinem Strategie-Workshop überlegt habe, muss nicht per se heute noch Gültigkeit haben. Es ist der stetige Wandel eines Unternehmers. Neudeutsch heißt das „agile“. Ich sehe das durchaus positiv. Nur weil ich meine Strategie anpasse und die Richtung ändere, heißt das nicht, dass ich meinen Weg nicht kenne. Ganz im Gegenteil. Man selbst verändert sich, der Markt verändert sich, die Zeiten ändern sich. Warum sollten also eine Strategie und ein Ziel immer gleich bleiben?

 

Kaffeepause. Mit Kuchen 🙂

Wenn ich diesen Punkt der Visions-Bestimmung abgeschlossen habe, spätestens dann brauche ich Kaffee. Viel Kaffee. Denn diese Kopfarbeit ist so anstrengend, dass man das Gefühl hat, es wären bereits 15 Stunden vergangen. Also raus an die frische Luft, rein in den Trubel der Innenstadt von Lüneburg. Ein bisschen Kuchen zum Kaffee hilft dem Zuckerspiegel auf die Sprünge und gibt neue Energie für neue Gedanken. Auch das ist wichtig im Strategieworkshop mit mir selbst. Denn gute Gedanken kommen nur wenn es mir auch gut geht. Also genieße ich den Kaffee und lasse die Gedanken weiter schweifen. Dabei beobachte ich die Menschen und die Umgebung. Auch das gibt neue Impulse, mal mehr, mal weniger. Nach einem Spaziergang durch den sonnigen Park ist mein Kopf langsam wieder frei und bereit für weitere Aufgaben. Also gehe ich zurück ins Hotel und widme mich wieder meinen Flip Charts und meinen Strategie-Gedanken, die bereits an der Wand hängen. 

 

Der Weg ist das Ziel

Zufrieden betrachte ich noch einmal die 5 beschriebenen Plakate an der Wand. Damit lässt sich arbeiten. Also, gehen wir zum nächsten Schritt. Wie können meine Ziele umgesetzt werden? Was ist nötig, um dies zu erreichen? Und, noch wichtiger, was muss ICH persönlich tun, um sie zu erreichen?

Natürlich habe ich als Unternehmerin schon viel ausprobiert: Werbeanzeigen in Zeitschriften und Fachblättern, Flyer in Gaststätten und KiTas, Google AdWords und diverse andere Marketing Instrumente. Einiges hat gut funktioniert, anderes leider weniger. Das ist ganz normal und sollte einen Unternehmer nicht entmutigen. Tut es aber doch. Leider. Doch ich habe mich schon daran gewöhnt, Fehler zu machen. Manchmal kosten sie viel Geld, manchmal nur meine Nerven…

Doch heute bin ich enthusiastisch, voller Energie und hochmotiviert, die Wege für meine Strategie und mein Ziel zu finden und zu beschreiben. Denn darum geht es nun: wie komme ich ans Ziel? Meine Flip-Chart Papiere an den Wänden füllen sich langsam. Es entstehen To Do Listen, IT-Optimierungs- und offene Punkte-Listen. Es entstehen Ideen für neue Kooperationen und neue Möglichkeiten der Kundengewinnung. Je mehr ich schreibe und meinen Gedanken freien Lauf lasse, je motivierter bin ich. Langsam muss ich Blätter abnehmen um neues leeres Papier aufzuhängen. Das Hotelzimmer ist wie immer zu klein. Zumindest auf meiner Themenliste kann ich langsam Punkte wieder streichen, da ich sie auf den anderen Papieren in verschiedenen Spalten untergebracht und bearbeitet habe. Nebenbei nutze ich immer wieder meinen Laptop, um Themen zu recherchieren oder um E-Mails als Gedächtnisstütze zu schreiben. Die zwischenzeitlich aufgelaufenen E-Mails im Posteingang ignoriere ich. Es soll mich nichts ablenken. Sorry, liebe Kunden, das muss jetzt sein… In diesen Tagen will ich mich nur mit meinem Kopf und meinen Zielen beschäftigen, nicht mit den E-Mails aus dem Tagesgeschäft.

Nach vielen Stunden, weiteren Kaffees und einer warmen Mahlzeit setze ich mich erschöpft aufs Bett. Für heute ist mein Kopf leer, dafür sind die Flip-Chart Papiere an der Wand voll. Jetzt brauche ich Pause, frische Luft, Bewegung und ein bisschen Berieselung aus dem Fernseher. Den ersten Tag habe ich geschafft und bin beim Anblick meines Zimmers stolz und zufrieden mit mir selbst.

 

Starten mit Genuss: Tag 2

Am nächsten Morgen wache ich hochmotiviert auf. Raus aus dem Bett, rein in die Laufschuhe. Bevor ich meinen Kopf wieder anstrenge, muss ich meinen Körper bewegen. Nach der Laufrunde gönne ich mir ein ausgiebiges Frühstück mit der Lektüre meiner Lieblings-Strategieautorin Monika Birkner. Ihr Buch habe ich schon oft zu Rate gezogen, es motiviert und strukturiert mich, wie kein anderes. 

Zurück im Hotelzimmer reflektiere ich die Ergebnisse von gestern und muss sagen, dass ich gute Arbeit geleistet habe. 

Manchmal muss man sich eben auch selbst loben, wenn sonst niemand da ist! 

Der wichtigste Teil der Arbeit ist getan, nun gilt es, die vielen Listen und Ideen in ein Zeitfenster zu packen. Was muss wann passieren, wie dringlich sind welche To Dos und welche Kapazitäten sind dafür notwendig? Es sind viele To Dos – unmöglich, diese alle allein abzuarbeiten. Das war vorher klar, nun stellt sich die Frage wie alles umgesetzt werden kann. Einige kleine Dinge erledige ich sofort. Auch das habe ich gelernt, sonst wird die Liste immer länger. Es bleibt mehr als genug übrig, was mich die nächsten Wochen und Monate beschäftigen wird.

Es gibt Einiges zu recherchieren, neue Kontakte zu knüpfen, mögliche Kooperationen auszuloten. Das alles bedeutet viel Arbeit. Und das natürlich neben dem Tagesgeschäft. Das gibt mir einen kleinen Dämpfer, denn auch sonst ist mir im Alltag nicht langweilig im Büro. Doch Stillstand ist das Ende eines Unternehmens. Diese 2 Tage sind notwendig, weil sie Bewegung bringen.

 

Zeit ist Luxus

Nach einigen weiteren Stunden bin ich zufrieden. Natürlich kann ich drei weitere Tage damit zubringen, an meinen Zielen zu arbeiten. Doch mein Strategie-Workshop neigt sich dem Ende. Schade. Aber ich bin jetzt sehr motiviert, diese Listen abzuarbeiten. Und das geht nicht hier im Hotelzimmer, sondern nur bei mir im Büro in meinem Alltag und in meinem Unternehmen. Trotzdem macht es mich immer ein bisschen traurig, wenn die zwei Tage vorbei sind. Diese Tage, in denen ich mich nur um mich kümmern muss und nur mit meinem Unternehmen beschäftigen darf. Was für ein Luxus!

Müde aber glücklich rolle ich meine Flip-Chart Papiere wieder ein und packe meine sieben Sachen zusammen. Ich bin wieder sehr froh, dass ich mir diese Zeit genommen habe.

Im Zug zurück nach Hause lasse ich die Gedanken noch einmal schweifen nach diesen zwei sehr anstrengenden aber Erfolg versprechenden Tagen. Es wird wohl wieder ein Jahr dauern, bis ich erneut die Gelegenheit habe, mir diesen Luxus zu gönnen. Bis dahin hoffe ich, dass ich genug Zeit und Kraft habe, meine gesteckten Ziele weiter zu verfolgen und an meinen To Dos zu arbeiten. Motiviert bin ich auf jeden Fall. Und ich bin mir ganz sicher, dass die Entscheidung, dieses Unternehmen zu gründen, die richtige war.

Ich lehne mich zurück und schreibe eine Nachricht an meine Familie. Jetzt freue ich mich ganz doll auf alle drei, denn sie sind der andere wichtige Teil in meinem Leben!

 

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